Unser kleines Fachwerkhäuschen erblickte um 1728 das Licht der Welt und hat schon Vieles mitgemacht. Als wir es erwarben, war es eine vom Einsturz gefährdete Ruine. Wir entschlossen uns nicht nur für eine Sanierung, sondern für eine Restaurierung: Alles, was nicht von Feuchtigkeit völlig zerstört war, wurde aufwendig aufgearbeitet. Neue Elemente wurden behutsam angeglichen. Sie haben sicher schon bemerkt, dass das Haus krumm und schief ist. Insbesondere in der ersten Etage kann man das Gefühl von „Seegang“ bekommen. Aber keine Sorge: Das ist richtig so und soll auch nicht anders sein.
In früheren Zeiten waren die Menschen in Mitteleuropa deutlich kleiner als heute, so dass moderne Menschen ab 1,75m Körpergröße sich vor den niedrigen Balken hüten müssen. Schon so manch einer hatte Tränen in den Augen nach einem unbedachten Zusammenprall mit einem Balken in der „Belle Etage“.
Treppe
Die Treppe gleicht einer festen Stiege denn einer Treppe in der heutigen Standardform. Bitte bewegen Sie sich langsam, früher gingen die Menschen die Stiege außerdem rückwärts treppab, weshalb die Stufen auch „fußtief“ sind. Diese Bewegungsrichtung ist nach wie vor empfehlenswert, um ein Abrutschen zu vermeiden.
Holzböden
Die Fußböden in unserem Häuschen sind sehr alt. In der guten Stube stammen die Dielen aus dem 1920er Jahren, die Treppe und die Holzdielen der ersten Etage sind bauzeitlich, das heißt aus dem Zeitalter des Barock um 1728. Die Böden wurden mit viel Aufwand restauriert, an einigen Stellen ergänzt, wo der Zahn der Zeit zu stark genagt hatte, und abschließend geölt.
Fenster
Unsere Fenster sind keine gewöhnlichen Fenster, es sind kleine Geschichten mit ihnen verbunden. Das älteste Fenster des Hauses befindet sich im Flur der ersten Etage: Es ist älter als das Häuschen. Auch 1728 wurden gebrauchte Fenster schon wiederverwendet und entsprechend verbaut. Das bauzeitliche und noch funktionierende Fenster befindet sich im kleinen Schlafzimmer mit Blick auf den kleinen Stall. Nach seinem Vorbild wurden die übrigen Fenster von einem Handwerksbetrieb angefertigt. Wir entschieden uns für eine einfache Verglasung, und das auch noch mit „Altglas“, das zum Beispiel aus einem Gasthaus in Caub stammt, wie ein eingeritztes Graffiti aus dem 19. Jahrhundert im rechten Fenster zur Straßenseite bezeugt.
Zimmerdecke der guten Stube
Die Restaurierung der Zimmerdecke der guten Stube wurde uns dank der Zuwendungen des Hessischen Landesdenkmalamtes ermöglicht. Es wurde konservatorisch im ersten Raumdrittel gearbeitet, da noch bauzeitliche Randstreifen und Begleiter freigelegt wurden. Ein kleiner konservatorischer „Guckkasten“ wurde auch in der Küche eingerichtet, so dass die Deckenstreifen in diesem Raum in der ursprünglichen Farbe angepasst werden konnten.